Aquaristik ohne Geheimnisse

Ein Plädoyer für Vereine

An dieser Stelle möchte ich mal eine kleine Werbesendung für Aquarienvereine bzw. aquaristische Fachzusammenschlüsse formulieren. Als Vereine betrachte ich sowohl die althergebrachten Vereine als auch die fachlichen Zusammenschlüsse wie BSSW, IGL, DKG, IRG.

Leider ist es in der heutigen Zeit Mode geworden, sich damit zu brüsten, dass man nicht in einem Verein sei. Natürlich unter Ablassung der üblichen Vorurteile wie es wären doch nur Altherrenclubs, die lassen nicht jeden rein, die machen nichts, sie sind angstaubt und altbacken und so weiter.

Die Vorurteile stimmen oft sogar

Selbstverständlich gibt es Vereine die ihre beste Zeit deutlich hinter sich haben und nur noch ihre Vergangenheit verwalten. Es gibt derer sogar reichlich und wenn diese Vereine über den Niedergang des Vereinswesens bejammern, dann sollen sie sich gefälligst schön selbst an die eigene Nase fassen. Mit altbackenem Trara und Selbstmitleid einerseits als auch einer angestaubten Aquaristik kann man keine neuen Mitglieder gewinnen. Unter "angestaubt" verstehe ich, dass neue Fisch- und Pflanzenarten nicht wahrgenommen werden. Sicherlich ist der Erhalt der alten Arten in der Aquaristik wichtig, aber neue Arten zu ignorieren kann es auch nicht sein und das beginnt schon damit, dass Änderungen der wissenschaftlichen Bezeichnungen ignoriert werden.

Wer etwas mehr Anspruch an seine Aquaristik hat wird sich für sowas nicht begeistern können. Das funktioniert nicht. Es gibt sehr gute Alternativen. Das sind dann die o.g. Fachgruppen. Es gibt sicherlich auch noch rührige Vereine, aber die sind wohl eher selten zu finden.

Von Vereinen profitiert jeder....

.... sogar diejenigen, die nicht organisiert sind und zwar deutlich mehr als sie glauben. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die via Zoogeschäft erhältlichen Fischarten stellen nur einen Bruchteil der aquaristisch verfügbaren geeigneten Fisch- und Pflanzenarten dar. Wer sich nur etwas eingehender damit befasst wird das umgehend merken. Er muss nur mal Zeitschriften lesen. Auch darin werden überwiegend Fische behandelt die nicht im Zoohandel erhältlich sind, zumindest nicht im Standardsortiment. Ich sage einfach mal, dass die Aquaristik erst jenseits der Zoohandelsfische anfängt.

Vereine als Kontaktbörse

Diese Fische verteilen sich sehr oft per Tausch auf den verschiedenen Veranstaltungen. Dabei organisieren die Vereine diesen Tausch i.d.R. nicht aktiv, das machen die Aquarianer selbst. Die Aquarianer wissen voneinander, weil sie sich über den Verein kennengelernt haben und sei es nur indirekt. Die Vereine wirken also als Kontaktbörse und sie geben den äußeren Rahmen. Damit haben sie einen weiten Anteil an der Verteilung und Erhaltung spannender Fische und jeder Aquarianer, der solche Fische hat obwohl er selbst in keinem Verein Mitglied ist, hat dadurch die positive Wirkung der Vereine erfahren.

Diese Tauschaktionen werden im internationalen Rahmen auch auf den Jahrestreffen der Organisationen vollzogen. Man besucht sich gegenseitig und tauscht Fische. Auch etliche Sammelreisen dürften sich über die Vereine bzw. deren Termine organisiert haben, ohne das der Verein selbst irgendwie tätig wurde.

Veranstaltungen wie die L-Wels-Tage, Norddeutscher Aquarianertag etc. sind Ergebnisse der organisierten Aquaristik. Alternativ dazu gibt es nur die kommerziell angelegten Aquarienmessen. Von den Nichtorganisierten Aquarianern kommt nicht vergleichbares. Höchstens ein paar unregelmäßig organisierte Forentreffen, wobei dort scheinbar mehr Wert auf Essen gelegt wird und die Fische und Pflanzen nur äußerer Anlass sind.

Es dürften auf diesem indirektem Wege sehr viele neue Fischarten in unsere Aquaristik gekommen sein, denn sehr oft organisieren sich die Fischfangreisen aus Vereinen heraus. Auch wieder ohne das die Vereine das direkt tun, sondern einfach weil sich die sammelreisenden Aquarianer über ihre Organisation kennengelernt haben.

Leider vergessen dieses die überzeugten Nichtmitglieder. Die positive Wirkung der Vereine nehmen sie gerne an, unterstützen wollen sie die nicht.

Nichtmitgliedschaft schadet der Aquaristik

Die Leute, die überzeugterweise nicht in einem Verein sind, jedoch gerne deren Wirken für sich direkt oder indirekt in Anspruch nehmen, sollen doch mal in sich gehen und überlegen ob denn so ein Verhalten wirklich gut ist. Ich meine nicht. Wenn ich etwas ablehne kann ich es doch nicht auf Dauer bewusst nutzen. Die dafür anwendbaren Begriffe möchte ich hier nicht aufschreiben....

Ein weiterer Punkt ist unsere offizielle Interessensvertretung:
Damit die Aquaristik eine wirkungsvolle Vertretung gegenüber der Politik hat und nicht von fanatischen aber ahnungslosen "Tierschutzverbänden" an die Wand gedrückt werden kann, braucht sie eine offzielle Vertretung. Diese stellt der VDA (Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V) dar. Dieser Verband stellt unsere offiziellen Vertreter und wir müssen welche haben, denn nur sie können sich den üblicherweise extrem undurchdachten Forderung der Möchtegerntierschützer entgegenstellen. Wir brauchen Vertreter und je mehr Menschen diese Vertreter repräsentieren, desto wirkungsvoller und kräftiger ist deren Stimme. Glücklicherweise brauchen wir das nur selten, aber Angriffe wie die Ideen mit den Positivlisten kommen immer mal vor und dann muss der Verband stehen, weil Entscheidungen fallen dann oft über Nacht.

Ich sage nicht, dass jeder der 1-2 Aquarien hätte eintreten müsse. Soweit möchte ich nicht gehen. Wer aber von sich behauptet das die Aqaristik sein Hobby sei und er sich stärer interessiere, der kommt im Grunde nicht daran vorbei. Auch darf man berücksichtigen, dass es wohl kaum einen bekannteren Aquarianer gibt oder gegeben hat, der nicht organisiert war. Im Gegenteil, diejenigen, die die Aquaristik bewegt haben oder so noch bewegen sind sogar sehr aktiv im Vereinswesen.

Gewisse Aversionen gegen Vereine kann man zwar pflegen, wenn man meint es tun zu müssen, aber man sollte wenigstens durch eine Mitgliedschaft die organisierte Aquaristik stärken. Man muss ja nicht zu den Treffen gehen und sich aktiv in die Gestaltung einbringen muss man schon gar nicht.

Was kann erwarten?

Ich beziehe mich hier auf aquaristisch sehr rege Vereine und auf Gemeinschaften mit spezieller Zielrichtung wie DKG und Co.

Die meisten Enttäuschungen dürften auf falsche Erwartungshaltungen zurück zu führen sein. Um die Vorteile und Wirkung dieser Vereine für die eigene Aquaristik erfassen zu können, muss man etwas durchhalten. Man muss die Veranstaltungen besuchen und die Leute kennenlernen. Das braucht Zeit. Nicht das die verschlossen sind, die meisten sind es wirklich nicht, aber sie schmeißen sich auch nicht gleich jedem neuen Gesicht an den Hals. Wenn sie allerdings sehen, dass "der neue" regelmäßig kommt und sie mitbekommen dass er auch wirklich Fische macht, wird es anders.

Genau das ist der Punkt: Fische machen! Das öffnet Pforten. Die Leute möchten sehen, dass sie es mit einem aktiven und interessiertem Aquarianer zu tun haben. Wenn man das glaubhaft vermittelt und dann auch durchhält, wird man irgendwann die Fische so zugesteckt bekommen.
Wenn es so weit ist, sind die Vorträge nur noch Rahmenprogramm, man fährt wegen der Leute hin.

Autor: Olaf D.   Stand: 2013-11-01   File: http://www.deters-ing.de/Fische/Vereine.htm   User online: 1